Über das Lean Game hatte ich bereits geschrieben. Doch ist es nicht nur ein tolles Spiel um sich mit der Lean Begriffswelt anzufreunden sondern auch ein gutes Beispiel, wie PDCA und Kundenorientierung funktioniert.
PDCA steht für
- Plan
- Do
- Check
- Act
Das Ganze stammt aus dem Qualitätsmanagement und orientiert sich an der wissenschaftlichen Art und Weise Probleme zu lösen.
- Zuerst wird das aktuelle Problem analysiert (Plan)
- Dann wird ein Experiment im kleinen Umfang durchgeführt (Do)
- Die Ergebnisse werden mit den Erwartungen verglichen. Eventuell wird das Vorgehen angepasst.
- Erst wenn der Zusammenhang verstanden ist, wird großflächig und zügig gehandelt (Act).
Und wie sieht PDAC beim Lean Game aus? Dazu habe ich Ralf Volkmer von der LearningFactory befragt.
Plan: Lean vermitteln
Der Plan war klar. Die Leute sollen Lean lernen. Nicht über Bücher oder in teuren Seminaren sondern auf eine spielerische Art und Weise.
Vielleicht lässt sich das Wissen rund um Lean besser vermitteln, wenn die Leute Spaß dabei haben. Das passt auch ganz gut mit dem Trend der Gamification zusammen. Also die Ideen und Konzepte der Spieleindustrie zu nutzen und auf andere Bereiche zu übertragen:
Die Spieleindustrie schafft es, Leute tagelang freiwillig an Computer zu fesseln. Vielleicht kann man das Nutzen und die Leute lernen etwas über lean?
Do: Prototyp entwerfen
Daraufhin hat die Learning Factory zusammen mit vielen Lean Enthusiasten das Lean Game entworfen.
Wie genau das von statten ging, erzählt Ralf Volkmer:
Die Idee Lean und die damit verbundenen Begriffe, Hintergründe und Zusammenhänge spielerisch zu vermitteln – und ganz bewusst offline – war schnell geboren. Auch der erste und zweite Entwurf unserer LeanGames war schnell „erledigt“. Doch was für uns logisch und nachvollziehbar war musste noch lange nicht für den Gamer klar und transparent sein. So war es klar, dass wir Tester engagieren mussten, die unsere Games ausprobieren.
Check: Testspieler finden
Aus Neugierde bin ich damals dem Testspieler Aufruf gefolgt. Klar will ich mitspielen und wissen, wie das Spiel aussieht.
Hier wird lean spannend und oft dennoch wird dieser Teil oft vernachlässigt: Anstatt in einem kleinen Umfang ehrlich und intensiv zu testen wird in einer Hau-Ruck Aktion etwas Neues eingeführt, das dann vielleicht nicht klappt.
Doch die Learning Factory hat es besser gemacht und um viel Feedback gebeten.
Bei meinen Testspielen ist mir aufgefallen, dass ich zwar weiß, was Lean ist und dies auch erklären kann. Doch wie sollen Lean Neulinge lernen was es ist, wenn es garnicht erklärt wird. So habe ich das auch in mein Feedback geschrieben.
Egal ob dies mehrere Leute geschrieben haben oder ich der einzige war (darum geht es auch nicht). Wichtig ist was daraus gemacht wurde.
Ralf Volkmer sagt dazu:
Die Rückmeldungen waren eindeutig, zwar fanden die Idee viele Test-Gamer prima, doch hatten wir einiges nicht bedacht. Beispielsweise mussten wir die Spielanleitung überarbeiten. Auch waren bei unserem LeanBoardGame einige der ursprünglich 33 Fragen für Anfänger zu schwer und für Fortgeschrittene zu einfach. Wir mussten also entzerren und so gibt es heute insgesamt 66 Fragen, 33 Fragen für Anfänger und 33 Fragen für Fortgeschrittene.
Weil auf einer „Hinderniskarte“ für eine erklärende Antwort einfach zu wenig Platz ist, haben wir uns entschlossen jede Frage auf in einem kleinen „AntwortBuch“ ausführlicher zu erklären. Und zusätzlich gibt es heute auf unserer Internetseite zu unserem LeanBoardGame sogenannte VideoAntworten. In diesen VideoAntworten geben wir nicht nur die Antwort auf die Frage, sondern versuchen auch Hintergrundinformationen zu geben. Zusätzlich gibt es noch LernSnacks zu jeder Frage obendrauf. Diese LernSnacks in Form von Links zu Büchern, interessanten Blogbeiträgen, Dokumenten und die teilweise eingebundenen Podcastbeiträge sollen die Informationen zu der jeweiligen Frage abrunden.
Act: Videos veröffentlicht
Anstatt zu sagen: „Lieber Kunde, du hast das Spiel nicht verstanden“ haben sich die Jungs von Learning Factory nochmal richtig viel Mühe gemacht und Videos, Links und Erklärungen zu den einzelnen Antworten veröffentlicht.
Ralf Volkmer erinnert sich, dass der Aufwand dann doch wesentlich größer war als gedacht:
Was also am Anfang so ausgesehen hat, als wäre die Idee gleich „erledigt“ hat durch die Einbindung der von uns identifizierten Zielgruppe, dazu geführt, dass unsere LeanGames heute weit mehr sind als nur ein Game. Um die LeanGames, welche immer noch in 30 Minuten am Arbeitsplatz gespielt werden können, ist so eine Art LeanGameInformationsPlattform entstanden.
Dies gäbe es nicht, hätten wir nicht in insgesamt sieben Runden unsere LeanGames von rund 70 LeanTestGamern testen lassen. Und übrigens, sind aus diesen vielen Feedbacks zwei weitere Ideen entstanden:
- Zum einen ist dies die LeanKnowledgeBase, eine Plattform, welche Informationen und Wissen rund um das Thema Lean Management bündeln soll. Diese Plattform geht im Februar online.
- Weiterhin arbeiten wir gerade an der LeanOnlineAcademy, welche unter anderem kostenlose erklärende Videos, LeanWebinare und E-Learning-Angebote, etc. zu einzelnen Themenkomplexen hinsichtlich Lean Management bündelt.
Vielen Dank Herr Volkmer für Ihre Antworten. Link zu den LeanGames.
Hören Sie auch so gut auf Ihre Kunden?
Peter says
Ich bin gerade eher zufällig über das Thema Lean gestolpert. Dein Blog ist sehr interessant, aber für mich als rein Interessierter grad zu viel an Info´s. Hast du vielleicht noch Tipps wo ich Einsteiger-Infos gebündelt finden kann?
Roman Ungern-Sternberg says
Hallo Peter,
einen guten Überblick bekommt man z.B. in den Büchern von Womack und Jones oder von Mike Rother.
Viele Grüße und Spaß beim Lesen.
Roman