Das achtzig-zwanzig Prinzip, auch bekannt als Paretoprinzip, von Vilfredo Pareto ist schon knapp einhundert Jahre alt hat aber nichts von seiner Aktualität eingebüßt.
Ganz knapp sagt das Prinzip, dass häufig 80% des Ergebnisses mit 20% Aufwand erreicht werden können. Oder, dass 20% der Kunden 80% des Umsatzes generieren und 20% der Kunden für 80% der Beschwerden verantwortlich sind, etc.
Dreihundert Seiten lassen sich auch zusammenfassen.
Richard Koch, ehemaliger Berater bei Bain&Company beschreibt das Prinzip und seine Auswirkungen auf über 300 Seiten in seinem Buch “Das 80/20-Prinzip – Mehr Erfolg mit weniger Aufwand”*
Das Buch ist in vier Teile aufgeteilt:
- Die Einleitung und das Prinzip im Allgemeinen
- Effizienter Ressourceneinsatz im Unternehmen
- Die persönlichen Kräfte nach dem 80/20 Prinzip
- Neue Erkenntnisse des Paretoprinzips
Die wichtigsten Erkenntnisse des Buches lassen sich gemäß der 80/20 Regel allerdings in einem Blog Post zusammenfassen.
80/20 gibt es in allen Bereichen
Die Ungleichverteilung von Aufwand zu Ergebnis kommt in nahezu allen Lebensbereichen vor. In 20 Prozent des Tages schafft man 80 Prozent des Ergebnisses. Die ersten 80 Prozent einer Seminararbeit werden in 20 Prozent der Zeit geschrieben, für die restlichen 20 Prozent (Korrekturen, Kleinkram) werden dann die restlichen 80 Prozent der Zeit verwendet. Bei Sprachen ist das Unverhältnis noch größer, beherrscht man nur 1 Prozent der Wörter einer Sprache so ist man in der Lage 80 Prozent der Gespräche zu folgen.
Nichtlineares Denken
Die Welt verläuft nicht linear, viele Effekte in der Natur(Wachstum einer Population, Zerfallsprozesse) und Wirtschaft(Zinseszins-Effekt) sind nicht linear sondern folgen anderen Gesetzten. Häufig versucht man intuitiv einen linearen Zusammenhang herzustellen: Doppelt so viel Einsatz, bringt doppelt so viel Ertrag – ein Problem des menschlichen Verstandes.
Koch fasst dies unter 80/20 Denken und Analyse zusammen. Man soll die Dinge die man tut oder die auftretenden Probleme nicht linear betrachten sondern versuchen einen Zusammenhang nach dem Prinzip 80/20 zu erkennen.
Kann man die Daten messen so sollte man dies auch tun, er nennt dies 80/20 Analyse. Die ABC-Analyse geht in eine sehr ähnliche Richtung. Beispielsweise kann man notieren wie viel Zeit man mit einzelnen Kunden verbringt und wie hoch deren Anteil am Umsatz ist. Häufig reichen 20 Prozent der aufgewandten Zeit um 80 Prozent des Umsatzes zu erzeugen. Man sollte nun genau überlegen, wie man seine Zeit am effektivsten einsetzt.
Bei nicht (einfach) messbaren Daten und Zusammenhängen hilft das 80/20 Denken. Grob gesagt überlegt man welcher Teil der Arbeit den größten Effekt hat und wann man sich in (unnötigen) Details verliert. Wendet man dieses Denken konsequent an, erkennt man die größten Verschwendungen bald und kann sich zuerst um diese kümmern.
Einfach heißt skalierbar
Einfache Lösungen sind den komplizierten immer vorzuziehen, das ist Lean! Also ist ein kleines Unternehmen besser als ein großer Konzern? Nein nicht zwingen, doch der Konzern sollte sich unbedingt um einfache Lösungen kümmern. Leicht lassen sich komplizierte und komplexe System ersinnen, doch diese sind nicht skalierbar. Je größer ein kompliziertes System wird, desto langsamer und komplizierter wird es. Ein einfaches System lässt sich besser skalieren, das heißt es kann leichter und schneller wachsen.
Bei einer einfachen Lösung bedeuten doppelt so viele Vorgänge doppelten Aufwand. In einem komplexen System ist der Aufwand oft mehr als doppelt so groß und nicht überschaubar.
Druck hilft
Zu wenig Zeit, zu wenig Budget, es können nicht alle Dinge umgesetzt werden. Ja, häufig ist die Zeit in Projekten (zu) knapp bemessen, doch dies helfe sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Hat man nur noch einen Tag bis zur Abgabe und es sind noch viele Seiten leer konzentriert man sich auf das Füllen der Seiten und meist klappt es. Hat man verschlafen, schafft man die wichtigsten 80 Prozent (Anziehen, Zähneputzen, Essen) häufig auch in 20 Prozent der Zeit eines ausgiebigen Sonntagsbrunchs. Bei Meetings und Treffen ist das häufig auch der Fall. Hat man vier Stunden Zeit vergehen die ersten drei wie im Flug und in der letzten wird alles entschieden. Zugegeben, das funktioniert nicht immer, doch ein gewisser Druck hilft sich auf den Kern zu konzentrieren.
Sei faul und komme weiter
Für das persönliche Weiterkommen empfiehlt Koch die strikte Einhaltung der 80/20 Regel. Das heißt nicht, dass man alles nur halbherzig machen soll, sondern eher, dass man sich auf die Dinge konzentriert, die man kann und alles andere auslagert um sich weiter seinen Kernkompetenzen zuzuwenden.
Weitere Punkte der “zehn goldenen Regeln für eine erfolgreiche Karriere” sind die Erkenntnis, dass Wissen Macht ist und man von den Besten lernen soll. Hat man genug gelernt empfiehlt Koch sich Selbständig zu machen und durch die Nutzung von 80/20 den größten Nutzen aus dem Gelernten zu ziehen.
Lean ist 80/20
Selbst auf das Thema Lean und schlanke Produktion wird eingegangen. Auch hier sei 80/20 anzutreffen. Koch geht vor allem auf die Fehlerbehebung ein. 20 Prozent der Fehler führen zu 80 Prozent der Ausfälle. Umgekehrt bedeutet dies, dass man sich vorrangig um diese 20 Prozent kümmert und damit eine um Größenordnungen bessere Qualität hervorbringt.
Fazit: Idee gut – Buch etwas lang
Das Buch beschreibt das 80/20 Prinzip sehr ausführlich und die Idee wird schlüssig auf viele Bereiche des Lebens und Arbeitens übertragen.
– Gleicher Aufwand bedeutet nicht gleicher Ertrag; Zeit ist nicht linear.
– Konzentrieren Sie sich daher auf die 20%, die den größten Ertrag bringen und eliminiere den Rest so gut wie es geht. Privat wie Beruflich.
– Machen Sie es so einfach wie möglich, dann bleibt es skalierbar.
Auf dreihundert Seiten wird das Thema etwas zu ausführlich dargestellt, man könnte das auch knackiger machen, aber wie immer gilt: 80 % des Inhalts sind auf 20 % der Seiten zu finden.
Zu kaufen gibt es das Buch beispielsweise bei Amazon*.
Quellen: Titelbild(Bild I, Bild II),
Andere Zusammenfassungen des Buches und des Pareto-Prinzips bei ephorie
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